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Die Wiener Laterndluhr In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ab circa 1800 ein eigener Stil an Pendeluhren. Diese Wand- und Bodenstanduhren sind zumeist mit einem vorspringenden Oberteil versehenen, besitzen einen dreiseitig verglastes Uhrgehäuse mit einem langen Mittelteil und sich verbreiternden Unterteil in dem das Pendel schwingt und werden umgangssprachlich als Laterndluhren bezeichnet. Die Laterndluhr ist ein Regulator, der zur Erziehlung der Ganggenauigkeit an eine Wand, frei von Erschütterung, befestigt wird. Die formale Entwicklung der Laterndluhr geht auf die englischen Standuhren des 18. Jahrhunderts zurück, von denen sie den Dreiecksgiebel übernommen hat. Der Unterteil der Uhrkästen ist seitlich mit Wendelschrauben aus Messing versehen, die zur Justierung dienen. Die oberen Abschlüsse der Gehäuse verfügen bei den frühen Uhren über einen flach abgetreppten Abschluss, der Unterteil ist seitlich geschlossen. Die unterste Tür, indem die Pendellinse sichtbar ist, lässt sich nach oben oder seitwärts schieben. Den Dreiecksgiebel finden wir später ab etwa 1820 auf dem gesamten Gebiet der ehemaligen Österreich-Ungarischen Donaumonarchie vor. Die Laterndluhren der Frühzeit wurden von den Uhrmachern Philipp Fertbauer, Caspar Brändl, Matthias Wibral und Anton Glückstein in Wien, Franz Seiffner und Joseph Lechner in Pest, Joseph Rauschmann in Ofen sowie Joseph Lehrner in Kaschau gefertigt. Als Hölzer wurden ab 1800 ausschließlich Mahagoni mit ebonisierten Adern oder Kanten, später Nussbaum, Kirschbaum, ebonisiertes Birnbaum oder Wurzelmaserholz verwendet. Die Gehäuse wurden von den Uhrgehäusefabrikanten bzw. -machern als Zulieferer der Uhrmacher hergestellt. Als weitere Zulieferer der Uhrmachermeister werden die folgenden Berufszweige in ihrer historischen Berufsbezeichnung erwähnt: Ziffernblattschmelzer, Glockengießer, Tonfedernfabrikanten, Uhrwerkspolierer, Triebfertiger, Graveure, Vergolder usw. Bei den meisten Laterndluhren sitzt das Zifferblatt frei hinter der Glastür des Gehäusekopfes. Uhren von Fertbauer, Brändl sowie Seiffner in Pest besitzen dagegen eine hölzerne vordere Abschlusswand des Kopfteiles, in die das Zifferblatt eingelassen ist und von einem konvexen Uhrglas mit vergoldeter Lünette abgedeckt wird. Vereinzelt ist die Vorderfront mit Verzierungen oder ebonisierten Säulen versehen. Die Zifferblätter waren in der Frühzeit konvex gewölbt, später flach. Es gab emaillierte oder versilberte Zifferblätter, manche aus Milchglas oder vereinzelte auch feuervergoldet, gulliochiert und graviert. Joseph Lechner in Kaschau baute beispielsweise eine skelettierte Jahresuhr mit einem durchsichtigen Glasziffernblatt mit emaillierter Signatur. Die Reifen, auch Lünetten genannt wurden in unterschiedlicher Breite gefertigt und guillochiert sowie bei guten Uhren feuervergoldet. In der ersten Entstehungszeit der Uhren schlagen die Hämmer der Werke auf Glocken, später verwendete man gebläute Tonfedern. Zum Schutze des Werkes kapselten die Wiener Uhrmacher Philipp Happacher, Philipp Fertbauer, Ignaz Mahrenzeller, Caspar Brändel, Anton Glückstein und Joseph Binder sowie Franz Lobmeyer in Tyrnau, Joseph Lehrner in Kaschau, Josef Rauschman in Ofen, Franz Seiffner in Pest, Karl Zelisko und Josef Kossek in Prag die Werke mit geschliffenen Glasplättchen ein. Bei den Pendeln wurde auf eine möglichst geringe Wärmeausdehnung zur Sicherstellung der Ganggenauigkeit (Kompensationspendel aus Messing und Stahl mit Feinregulierung und Temperaturskala, vgl. Lehrner in Kaschau) geachtet. Bei der Mehrzahl der Pendelstäbe wurde getrocknetes und lackiertes Tannenholz verwendet. Als Aufhängung kennt man die Feder- bzw. die Schneideaufhängung. Laterndluhren wurden in verschiedenen Größen gebaut, abhängig von der Länge des Pendels. Die Schwingungsdauer von einer Sekunde ergibt mit einem präzis gebauten Werk noch heute eine hervorragende Ganggenauigkeit (Sekundenpendel). Die Voraussetzung ist eine durchschnittliche Länge des Gehäuses von 145 cm. Je nach Hersteller präsentieren sich die Werkkonstruktionen in großer Vielfalt, in der Mehrzahl sind es acht-Tage-Werke und Monatsläufer mit oder ohne Schlagwerk. Die Gangdauern variieren zwischen 1, 4, 6 Wochen, 2, 3, 6 oder 9 Monaten bis zu Uhren mit Jahresgangdauer. Auf der Gewerbeausstellung in Wien 1845 stellte der Uhrmacher Alois Schenk „zwei Sternwarte-Uhren mit Compensations-Pendel, eine davon 3 Jahre und zwei Monate gehend“ aus. Zusätzliche Indikationen (Hilfszifferblätter) für Wochentag, Datum, Monatsangabe, Tierkreiszeichen, Schaltjahreskorrektur, mittlere und wahre Zeit, Mondphase und Mondalter, Äquation oder Weltzeitzifferblatt zeichnen einige Meisterstücke besonders aus. Wichtige Uhrensammlungen: |